Lost in Translation: Was machen Übersetzer und Dolmetscher eigentlich genau?

Lost in Translation: Was machen Übersetzer und Dolmetscher eigentlich genau?

Von Stephanie Mayr

Obwohl große Unterschiede zwischen den Begriffen übersetzen und dolmetschen bestehen, werden sie im Alltag meist synonym verwendet. Weißt du, worin sie sich unterscheiden? Wenn nicht, empfehlen wir dir, den folgenden Artikel zu lesen, in dem wir die Berufsgruppen genauer beleuchten und voneinander abgrenzen.

Beginnen wir bei den Gemeinsamkeiten. Beide Vertreter der sogenannten Sprachdienstleister arbeiten mit mindestens zwei Sprachen, wobei sie den Inhalt einer Sprache auf professionelle Weise in eine gewünschte Zielsprache übertragen. Meistens arbeiten sie von einer oder mehreren Fremdsprachen in ihre Muttersprache und ermöglichen so die Kommunikation zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Sprachgemeinschaften, die sich ohne ihre Hilfe nicht verstehen würden.

ÜBERSETZUNG

Abgesehen von dieser bedeutenden Gemeinsamkeit unterscheidet sich das Profil von Übersetzern und Dolmetschern stark. Übersetzer arbeiten mit schriftlichen Texten aller Art. Dabei kann es sich z. B. um Bedienungsanleitungen, Werbebroschüren, Arztbriefe, Webseiten oder Software-Produkte handeln. Da praktisch kein Themenbereich ausgeschlossen ist und manche davon eine besondere Expertise vom Übersetzer verlangen, spezialisieren sich viele z. B. auf Literatur- oder Fachübersetzung und dabei auf bestimmte Gebiete wie Recht oder Medizin. Die Arbeit mit geschriebenen Texten gibt Übersetzern Zeit, sich ausgiebig mit dem Ausgangstext zu beschäftigen. Vor der eigentlichen Übersetzung wird eine genaue Textanalyse durchgeführt: Aufbau, Gestaltung und Wortwahl sowie der Zweck des Textes geben wichtige Hinweise darauf, wie der Text in der Zielsprache aussehen soll. Ein Übersetzer kann dann sein Produkt so oft überarbeiten, bis er damit zufrieden ist.

DOLMETSCHEN

Dolmetscher hingegen bewegen sich in der Welt des gesprochenen Wortes. Das typische Bild ist das des Simultandolmetschers, der bei einer Konferenz in der Kabine sitzt, und das Gesagte praktisch zeitgleich wiedergibt. Neben simultan kann auch konsekutiv gedolmetscht werden. Dabei macht sich der Dolmetscher während einer Rede Notizen und gibt den Inhalt in Redepausen oder im Anschluss in der Zielsprache wieder. Eine weitere Form des Simultandolmetschens ist das Gebärdendolmetschen, das allerdings über die gesprochene Sprache hinausgeht. Dolmetscher arbeiten u.a. für internationale Organisationen (EU, UNO, …), Behörden, Gerichte, Krankenhäuser oder auch das Fernsehen.

Eine große Herausforderung beim Dolmetschen ist der Zeitdruck – am größten ist dieser beim Simultanmodus. Ein Dolmetscher muss spontan und schnell entscheiden und weiß nur in den seltensten Fällen, was auf ihn zukommt. Deshalb bedient er sich besonderer Strategien, die es ihm erlauben, die Aussagen des Redners zu antizipieren und seine eigene Rede während des Sprechens zu kontrollieren. Eine Überarbeitung oder Neugestaltung seines Produkts ist nicht möglich, was den Druck auf ihn noch zusätzlich erhöht.

Bei allen Unterschieden bleibt aber eines gemeinsam: die Liebe zur Sprache und Kommunikation. Die Vertreter beider Berufsgruppen kennzeichnet ein ausgesprochenes Interesse an fremden Kulturen, Offenheit und die Bereitschaft, sich stets neues Wissen anzueignen. Und in einer so stark globalisierten Welt wie der heutigen ist ihre verbindende Arbeit bedeutender denn je.

Die im Text gewählten personenbezogenen Bezeichnungen sollen sich ausdrücklich auf alle Geschlechter in gleicher Weise beziehen. Soweit im Text die männliche Form gewählt wurde, geschah dies aufgrund der besseren Lesbarkeit.

Photo by AbsolutVision

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